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Blank polierte Bretter aus duftendem Zypressenholz unter einem geschwungenen Dach, das von vier Pfeilern getragen wird, bilden die ca. sechs mal sechs Meter große Hauptbühne. Die Bühne ist ein Instrument und gleichzeitig Koordinationssystem. So stellt der Holzboden mit den darunter in Abständen platzierten Tonkrügen einen exzellenten Resonanzkörper für die Tanz- und Stampfschritte und für die musikalische Begleitung dar.
Nach hinten und nach rechts wird die Bühne von zwei veranda-artigen Streifen
[15, 16] begrenzt. Auf dem hinteren Streifen sitzen unbeweglich die Spielaufseher (kôken),
der rechte ist für den Chor bestimmt. Der einzige Schmuck der kargen
Spielfläche ist die gemalte alte Kiefer im Stile der Wandschirmmalerei auf der
Rückwand der Bühne [11]. Der Überlieferung nach ist die Kiefer ein Zeichen
göttlicher Erscheinung, ein Substitut der heiligen Kiefer am Kasuga-Schrein in
der alten Hauptstadt Nara.
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In ihrer
Architektur bewahrt die moderne Bühne das Andenken an Spielräume der Edo-Zeit
(1600 - 1868), als Nô in den Residenzen des Kriegsadels einen festen Platz
einnahm. An die privaten Nô-Bühnen in den Innenhöfen der Villen und Paläste
erinnern das geschwungen Dach über der Hauptbühne, der weiße Kieselstreifen,
der Bühne und Brücke säumt, das niedrige Seitentürchen, durch das die Musiker
und Spielbegleiter schlüpfen, sowie das schmale Treppchen [13], das von der
vorderen Bühnenkante in den Zuschauerraum hinab führt. Der Hauptspieler
benutzte es, als er nach der Aufführung herabstieg und den Hof durchquerte, um
vor der gegenüberliegenden Veranda, vor den vornehmen Gästen und Gönnern,
niederzuknien und seine Belohnung (meist eine Gewand) entgegenzunehmen. |
Die Hauptbühne ist vielfach markiert. So
hat jeder der vier Pfosten seine eigene dramaturgische Rolle. Der
Flötenpfeile (fuebahira) [8] markiert den Sitzplatz der Musiker am
hinteren Bühnenrand. Am Waki-Pfeiler [9] sitzt der Nebenspieler (waki),
während der Hauptspieler agiert. Der Pfeiler vorn links dient dem
maskierten Hauptspieler als Orientierungspunkt (metsukabashira,
Augenmerkpfeiler) [7]. |
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Schräg vor dem shite-bashira [6] beginnt der
Auftritt des Hauptspielers (shite). Die Hauptbühne ist weiterhin in neun
gleich große Segmente aufgeteilt, die Brücke [3] in weitere drei.
Das festgefügt System der Normen und Regeln setzt sich im Einsatz der
sparsam verwendeten Requisiten fort. Dramaturgisch wichtige Dinge werden nur
umrisshaft angedeutet, meist zarte Gebilde aus Bambus, Holz und Brokat. Ein
mit Brokatstoff behangenes Bambusgestell kann nach Bedarf Berg, Höhle,
Hütte und so weiter darstellen. Kleinere Objekte werden entweder eigens
gefertigt (aus Bambusstäbchen die Umrisse eines Bootes etc.) oder durch den
Einsatz des Tanzfächers angedeutet (Sake-Schale, Schreibpinsel,
Essstäbchen). Da Bühnenbilder fehlen, enthalten die Masken,
Kopfbedeckungen und noch mehr die Gewänder eine Fülle von
handlungsunterstützenden Hinweisen.
(Textquelle: Stanca Scholz-Cionca in Ulrike
Dembski "Nô-Theater")
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