Die wichtigsten Japanischen Theaterformen

Okina - der Segen spendende Alte

NÔ-Make "Okina" (20. Jh.) Der Segen spendende Alte des NÔ-Vorspiels aus kultischen Zeiten, erscheint heute noch zu Neujahr und festlichen Anlässen. Sein Gebet für Glück und Frieden stammt aus dem Mund der Ahnen. Hier eine großartige Maske, die von Meister Suzuki Keiun wohl dem Urbild des Nikkô aus dem Maskenschatz der Hôshô- Schule nachempfunden ist.



Für japanische NÔ-Masken wird vor allem Zypressenholz verwendet. Im Alter von 400 bis 500 Jahren ist es wegen seiner sehr feinen Faserung, seiner großen Haltbarkeit und hellen Farbe am besten geeignet. Die Bemalung beginnt mit einer Grundierung aus fein gemahlenen Muschelkalk bevor je nach Maskentyp Farben aus natürlichen Materialien aufgetragen werden. Der gesamte Prozess nimmt ungefähr ein bis zwei Monate in Anspruch. Schopf-, Bart- und Augenbrauenhaare werden mit Pferdehaaren wiedergegeben.

Ryô-no-Ayakashi - der abgeschieden Held

NÔ-Maske "Ryô-no-Ayakashi" (17. Jh.) Dieser seltene Geister-Ayakashi wird vorzugsweise für den Auftritt abgeschiedener Helden verwendet. Vergoldete Augenringe in gezackten Augengruben, vergoldete Enden der oberen Zahnreihe in einem entblößten Gebiss, gestalten die Maske zu einer dämonischen, aggressiven Drohgebärde, wie sie der aus den Wellen steigende Geist des Feldherren Tomomori im NÔ-Spiel "Funa-Benkei" zeigt.



Ko-omote - die junge Frau

NÔ-Maske "Ko-omote" (18. Jh.) Die wohl anmutigste NÔ-Maske verkörpert den wohl repräsentativsten Typ der NÔ-Masken überhaupt: das liebliche Gesicht der jungen Frau unter einer makellosen Stirn mit dem Charakteristischen Haaransatz in drei Tuschestrichen, das sich ja nach Lichteinfall zu einem anderen Ausdruck wandeln kann. (Maske von Deme Yûsui Yasuhisa (gestorben 1766), einem für seine hohen technischen Fertigkeiten bekannter Schnitzer)



Hannya - der weibliche Dämon

NÔ-Maske - Hannya (17. Jh.) Die gescheitelte Haarlinien zwischen den Hörnern weisen deutlich auf die Verwandlung einer Frau hin. Durch die grimmigen Züge des roten Hannya lässt es sich gut vorstellen, wie die zum Flussdämon verwandelte Eifersüchtige mit ihrer Racheglut eine Tempelglocke einschmelzen konnte (NÔ-Spiel "Dôjôji"). Der Name der Maske rührt von ihrem Schöpfer, dem legendären Bonzen Hannya, her.



Ryôjo - alte und poetische Frau

NÔ-Maske "Ryôjo" (18. Jh.) Fast schon eine Rollen-Maske für die Darstellung der einsam in den Bergen lebenden Dichterin Komachi. Wehmut liegt auf dem vom Schnee des Alters gekrönten Antlitz. Doch auch Intelligenz und Stolz kennzeichnen dieses Haupt mit einer akzentuierten hohen Stirn, nur die schweren Augenlieder und die gesenkten Mundwinkel zeugen vom Leid und Einsamkeit. Ein Maskentyp, der in den NÔ-Dramen verwendet wird, in denen Komachi als alte und doch noch von höchster poetischer Kraft geadelte Frau gepriesen wird.



Ôbeshimi - der überirdische Dämon

NÔ-Maske "Ôbeshimi" (18. Jh.) Die bis zu einer schmalen Linie zusammengepressten Lippen, die namengebende Miene dieses Dämon voll schwer unterdrücktem Unwillen. Die wie Federn in die Höhe ragenden Augenbrauen, umgeben von rot eingeäderten Stirnfalten, verdeutlichen seinen Zorn und Agressionswillen. Doch die Goldfarbe der metallenen Kugelaugen weist auf seine überirdische Herkunft hin: einer vor allem für die Rolle des Bergdämons "Tengu" bevorzugte Großmaske.



Text und Bilder wurden entnommen aus "Von Segen spendenden Alten, ruhelosen Geistern und zu bannenden Dämonen" von Prof. Günter Zobel in "NÔ-Theater" von Ulrike Dembski.




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